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Samstag, 18. März 2023, 18:00 Uhr

„Für mich ist die Geschichte von Judas in den Evangelien gleichsam das Tschernobyl des christlichen Antisemitismus.“ Amos Oz

Judas als Synonym für Gier, Verrat, Betrug, Widerwärtigkeit, Gemeinheit. Judas als Vorbild für den „ewigen Juden“ im Stürmer? Der Judaskuss, der sich in Bildern und Gedichten über Jahrhunderte gehalten hat, steht für eines der schlimmsten menschlichen Vergehen, für den Missbrauch von Vertrauen eines Freundes. Er wird als Beispiel für einen irreparablen Vertrauensbruch gebraucht. Er steht für Unaufrichtigkeit und geheuchelte Freundschaft. Es gibt Länder, in denen der Name tabu ist, in denen es sogar gesetzlich verboten ist, ihn zu vergeben. Judas als Motivation des Antisemitismus. Und würden wir selbst unserem Kind diesen Namen geben? Dabei sind die Geschichten über Judas, wie sie in den Evangelien stehen, sehr widersprüchlich. Für Amos Oz sind sie nicht schlüssig, machen einfach keinen Sinn. Walter Jens versucht sogar, Judas in einer fiktiven Geschichte heilig sprechen zu lassen.

Die niederländische Autorin Lot Vekemanns lässt in ihrem einstündigen Stück Judas selbst zu Wort kommen. Er schildert seine Herkunft, seinen Grund für den sogenannten Verrat und seine anschließende Zerrissenheit. Es ist keine Rechtfertigung, keine Entschuldigung. Es werden Fragen gestellt. Kein Judaskuss, kein Kreuz in unseren Kirchen, kein Tod, kein Christus? Würden wir das wollen? Die Antworten bleiben offen.

Ich habe in bester Tradition des RembertiTheaters den Text ergänzt durch Zitate von Amos Oz und Walter Jens. Ich spiele den Judas selbst. Provokant und emotional. So, wie die Zuschauerinnen es hier gewohnt sind. Vielleicht lebt das RembertiTheater dadurch wieder auf. Musikalische Unterstützung und Begleitung erfährt das Stück durch Lea Vosgerau und die Kantorei St. Remberti. Gespielt wird in der Kirche. An- schließend gibt es Raum für Gespräche und Fragen.

Helmut Holtmann


RembertiTheater | Wer war Judas? | Helmut Holtmann
Mitwirkende
L. Vosgerau; H.Holtmann
Ort St. Remberti Kirche, Friedhofstraße 10, 28213 Bremen